1933 1945 : Le KPD dans la lutte contre la dictature national-socialiste

1918 1922 : Révolution et contrerévolution

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L’époque de la révolution prolétarienne revue et corrigée par la social-démocratie

Coalition gouvernementale : le premier pas

République socialiste ou République social-démocrate?

Collaboration de classe : on y met les formes

Alliance SPD – Armée : elle sera faite pour durer

Création du Parti communiste

La mise en scène du rétablissement de la légalité

Gauche? Droite? En marche, gauche, droite, gauche, droite…

L’extrême-droite attaque, la social-démocratie se défend… contre la classe ouvrière

L’offensive de mars 1921

Clivages politiques au KPD

L’époque de la révolution prolétarienne revue et corrigée par la social-démocratie

Coalition gouvernementale : le premier pas

● [1] : appel "Au peuple allemand!" publié le 4 novembre, gouvernement

die Umwandlung Deutschlands in einen Volksstaat, der an politischer Freiheit und sozialer Fürsorge hinter keinem Staate der Welt zurückstehen soll.

République socialiste ou République social-démocrate?

● [2] : Friedrich Ebert.

unser deutsches Vaterland, die deutsche Freiheit, der freie Volksstaat Deutschland.

Collaboration de classe : on y met les formes

Alliance SPD – Armée : elle sera faite pour durer

● [3] : Wilhelm Groener concernant l’hypothèse d’un coup de force envisagé.

Zunächst hat es sich darum gehandelt – und das war mein Gedanke und das nächste Ziel, – in Berlin die Gewalt den Arbeiter- und Soldatenräten zu entreißen. Zu diesem Zwecke wurde eine Unternehmung geplant, der militärische Einzug von zehn Divisionen in Berlin. Der Volksbeauftragte Ebert war durchaus damit einverstanden. Ein Offizier wurde nach Berlin geschickt, der die Einzelheiten darüber verhandeln sollte, auch mit dem preußischen Kriegsminister, der natürlich nicht ausgeschaltet werden konnte. Es gab da eine Reihe von Schwierigkeiten. Ich darf nur darauf hinweisen, daß von Seiten der Unabhängigen Regierungsmitglieder, der sogenannten Volksbeauftragten, aber auch von seiten, ich glaube von Soldatenräten – ich kann das im einzelnen so aus dem Stegreif nicht sagen – gefordert wurde, daß die Truppen ohne scharfe Munition einrücken. Wir haben selbstverständlich dagegen sofort Front gemacht, und Herr Ebert hat selbstverständlich zugestimmt, daß die Truppen mit scharfer Munition in Berlin einrücken. Wir haben für diesen Einmarsch, der zugleich Gelegenheit bringen sollte, wieder eine feste Regierung in Berlin aufzustellen – ich muß jetzt unter meinem Eid aussagen, die Herren haben mich gefragt, infolgedessen muß ich in Gottes Namen reden, was ich bisher immer aus guten Gründen nicht getan habe – , ein militärisches Programm ausgearbeitet für die Einzugstage. In diesem Programm war tageweise enthalten, was zu geschehen hätte : Die Entwaffnung Berlins, die Säuberung Berlins von Spartakiden [sic] usw. Das war alles vorgesehen, tageweise für die einzelnen Divisionen. Das war auch durch den Offizier, den ich nach Berlin geschickt hatte, mit Herrn Ebert besprochen worden. Ich bin Herrn Ebert dafür besonders dankbar und habe ihn auch wegen seiner absoluten Vaterlandsliebe und restlosen Hingebung an die Sache überall verteidigt, wo er angegriffen wurde. Dieses Programm war durchaus im Einvernehmen und Einverständnis mit Herrn Ebert abgeschlossen. Auf die Einzelheiten brauche ich vielleicht nicht einzugehen, wenn Sie mir das erlassen wollen.

R. -A. Graf von Pestalozza : Diese Kundgebung halte ich für das politisch wichtigste des ganzen Prozesses. Infolgedessen glaube ich, daß es nicht zu umgehen ist, daß der Herr Zeuge sich restlos äußert, weil ja, wie sich schon aus der Frage des Herrn R.‑A. Dr. Hirschberg ergibt, an diese Aussage alle möglichen Schlußfolgerungen geknüpft werden.

Vorsitzender : Ich bitte Exzellenz, sich bloß über das Ziel zu äußern, ein Eingehen in die Details ist nicht notwendig.

R.-A. Graf Pestalozza : Das vereinbarte Ziel.

Zeuge : Dieses Ziel war, eine feste Regierung in Berlin zu erreichen.

R.-A. Graf Pestalozza : Was ist zwischen den beiden führenden Persönlichkeiten vereinbart worden?

Zeuge : Ich habe Ihnen schon gesagt, es ist von Tag zu Tag, beziehungsweise von Periode zu Periode vereinbart worden, zunächst dieser Einzug nach Berlin, mit den Waffen, gleichzeitig Säuberung Berlins durch die Divisionen nach einem bestimmten Programm, und Ermöglichung einer festen Regierungsgewalt.

R.-A. Graf Pestalozza : Und über die Regierungsgewalt?

Zeuge : Ich wollte soeben darauf kommen. Ich habe nun schon so viel gesprochen, daß ich ab und zu Atem schöpfen muß. Nun kamen die Divisionen nach Berlin. General Lequis war mir besonders für eine solche Unternehmung empfohlen worden, und er war darum mit der Leitung betraut worden. Die Leute wurden in Vororten einquartiert, natürlich nicht in öffentlichen, militärischen Gebäuden – sonst wären sie wahrscheinlich eines Tages von den Spartakiden ausgehoben worden. – Dieser Einmarsch hat äußerlich eine gewisse Würde gezeigt, aber innerlich hat er das nicht gebracht, was wir beabsichtigt hatten. Die Truppe entwickelte nämlich einen derartigen Drang nach Hause, daß mit diesen zehn Divisionen absolut nichts anzufangen war, und daß das ganze Programm der Säuberung Berlins von bolschewistischen Elementen, der Waffenabgabe usw. überhaupt nicht ausgeführt werden konnte. Es haben sich natürlich auch manche sonstige Widerstände gezeigt. Jedenfalls aber wurde der Plan, den ich vorhatte, und mit dem Herr Ebert einverstanden war, nicht ausgeführt.

● [4] : Friedrich Ebert.

unsern unauslöschlichen Dank

die sich für den Schutz der Heimat aufgeopfert haben

die Heimat vor feindlichem Einfall geschützt.

Création du Parti communiste

● [5] : "Internationale Kommunisten Deutschlands", conférence nationale à Berlin (15‑17 décembre 1918).

daß sich in dieser Organisation alle kommunistischen Elemente zusammenfinden werden, mögen sie sich bisher Spartakus, Linksradikale oder noch anders genannt haben.

● [6] : Ligue Spartakus, conférence nationale, (30 décembre 1918 – 1er janvier 1919), résolution.

Die USP hat das Recht verwirkt, als Partei des sozialistischen Klassenkampfes anerkannt zu werden. […] Unter Lösung seiner organisatorischen Beziehungen zur USP konstituiert sich der Spartakusbund als selbständige politische Partei.

● [7] : Ligue Spartakus, conférence nationale, (30 décembre 1918 – 1er janvier 1919), O. Rühle, résolution.

Die Reichskonferenz des Spartakusbundes lehnt die Beteiligung an den Wahlen zur Nationalversammlung mit Entschiedenheit  ab, verpflichtet ihre Anhänger im Reiche zur Wahlenthaltung und ruft sie auf, das Zustandekommen und die gegenrevolutionäre Tätigkeit dieses Parlaments mit allen Mitteln zu verhindern.

●  [Dokumente ] : Ligue Spartakus/KPD, conférence nationale/Congrès, (30 décembre 1918 – 1er janvier 1919), programme.

Der Spartakusbund wird nie anders die Regierungsgewalt übernehmen als durch den klaren, unzweideutigen Willen der großen Mehrheit der proletarischen Masse in Deutschland, nie anders als kraft ihrer bewußten Zustimmung zu den Ansichten, Zielen und Kampfmethoden des Spartakusbundes.

● [8] : Conférence considéré comme 2e Congrès du KPD (20‑24 octobre 1919).

Leitsätze über den Parlamentarismus

● [9] : Conférence considéré comme 2e Congrès du KPD (20‑24 octobre 1919).

Leitsätze über die Gewerkschaftsfrage

● [10] : 2e Congrès de l’Internationale communiste (19 juillet, puis 23 juillet – 7 aout 1920).

Leitsätze über die Grundaufgaben der Kommunistischen Internationale

La mise en scène du rétablissement de la légalité

● [11] : avis au public s’adressant à la population de Grand-Berlin, 6 janvier 1919.

Der Vollzugsrat für Groß-Berlin hat die vom Zentralrat der deutschen sozialistischen Republik verlangte und vom Ministerium des Innern vollzogene Amtsenthebung des Berliner Polizeipräsidenten Eichhorn bestätigt. Mithin haben alle von der Revolution eingesetzten Behörden dieser Entlassung zugestimmt.

● [12] : Wilhelm Groener.

Mit Beginn des Jahres 1919 durften wir uns zutrauen, in Berlin zuzupacken und zu säubern. Alle Maßnahmen jetzt und später erfolgten in engstem Einvernehmen mit der Heeresleitung, aber die Leitung und die Verantwortung vor Regierung und Volk trug der bald zum Reichswehrminister ernannte Noske, der, den Fußstapfen Eberts folgend, ein festes Bündnis mit den Offizieren einging.

● [13] : "Loi de socialisation", 13 janvier 1920.

Für die Vergesellschaftung geeignete wirtschaftliche Unternehmungen, insbesondere die Gewinnung von Bodenschätzen und die Ausnutzung von Naturkräften in die Gemeinwirtschaft zu überführen, sowie die Herstellung und Verteilung wirtschaftlicher Güter für die Gemeinwirtschaft zugunsten des Reichs, der Gliedstaaten, Gemeinden oder Gemeindeverbände zu regeln, ist Sache der Reichsgesetzgebung.

● [14] :  "Loi de socialisation", 13 janvier 1920.

Das Reich ist befugt, im Wege der Gesetzgebung gegen angemessene Entschädigung

1)  für eine Vergesellschaftung geeignete wirtschaftliche Unternehmungen, insbesondere solche zur Gewinnung von Bodenschätzen und zur Ausnutzung von Naturkräften, in Gemeinwirtschaft zu überführen,

2)  im Falle dringenden Bedürfnisses die Herstellung und Verteilung wirtschaftlicher Güter gemeinwirtschaftlich zu regeln.

Die näheren Vorschriften über die Entschädigung bleiben den zu erlassenden besonderen Reichsgesetzen vorbehalten.

Gauche? Droite? En marche, gauche, droite, gauche, droite…

L’extrême-droite attaque, la social-démocratie se défend… contre la classe ouvrière

[Dokumente ] : KPD, au sujet de la grève générale, mars 1920.

Das revolutionäre Proletariat weiß, daß es gegen die Militärdiktatur auf Leben und Tod zu kämpfen haben wird. Aber es wird keinen Finger rühren für die in Schmach und Schande untergegangene Regierung der Mörder Karl Liebknechts und Rosa Luxemburgs. Es wird keinen Finger rühren für die demokratische Republik, die nur eine dürftige Maske der Diktatur  der Bourgeoisie war.

[…]

Die Arbeiterklasse, die gestern noch in Banden geschlagen war von den Ebert-Noske, waffenlos, unter schärfstem Unternehmerdruck, ist in diesem Augenblick nicht aktionsfähig. Wir halten es für unsere Pflicht, das klar auszusprechen. Die Arbeiterklasse wird den Kampf gegen die Militärdiktatur aufnehmen in dem Augenblick und mit den Mitteln, die ihr günstig erscheinen. Dieser Augenblick ist noch. nicht da. Er ist da, wenn das Gesicht der Militärdiktatur sich enthüllt haben wird.)

[Dokumente ] : KPD, au sujet de la grève générale, mars 1920.

Nach kurzem Zögern ist die Arbeiterschaft in Berlin, im Rheinland und in vielen anderen Orten in den Generalstreik eingetreten. Die KPD tritt in den Generalstreik ein. Unsere Organisationen haben die Pflicht, die Losungen zu geben. Gestern schien es hier in Berlin, als ob die Arbeiterschaft passiv bleiben würde, und wir glaubten, falls die Arbeiterschaft nicht aktionsbereit sei, eine Aufforderung zum Generalstreik nicht sofort geben zu können, sondern weitere Aktionen der Militärdiktatur, die die Arbeiter in Harnisch bringen, erst abwarten zu müssen.

Seit gestern hat sich die Situation geändert. Unter diesen Umständen ist es selbstverständlich, daß wir uns nicht nur nicht dem Kampf entgegenstellen, sondern uns bestreben müssen, daß er so energisch wie möglich und mit den entschiedensten Parolen geführt wird. […] Dabei warnen wir Euch bei aller Pflicht, den Kampf so energisch wie möglich voranzutreiben, vor der Vorstellung, als ob nun etwa mit einem Schlag alle Illusionen, die bislang in den Köpfen der Arbeiter über den Wert der bürgerlichen Demokratie herrschten, beseitigt seien. Es ist anzunehmen, daß es erst einer langwierigen und opferreichen Kampfführung bedürfen wird, bis diese Illusionen in den entscheidenden Schichten der Arbeiter restlos beseitigt und volle Klarheit über das Ziel der Rätediktatur und die entsprechende Entschlossenheit und Opferbereitschaft im Kampf um sie hergestellt sein werden.

[Dokumente ] : KPD, au sujet de la grève générale, mars 1920.

Entwaffnung und Auflösung der Reichswehr, der Sicherheitspolizei, der Einwohnerwehren, der Zeitfreiwilligen. Sofortige Beschlagnahme aller Waffen der Bourgeoisie. Bildung einer revolutionären, zuverlässigen Arbeiterwehr unter Kontrolle der Arbeiterräte.

[…]

Zur Eröffnung des Kampfes führt der Generalstreik. Zur Führung des Kampfes formiert euch sogleich zu Betriebsräten. Schließt die Betriebsräte zusammen zu Arbeiterräten, zu Vollversammlungen, die den Kampf leiten. In den Arbeiterräten schafft euch wieder Organe, durch die ihr euren gemeinsamen Willen feststellen und gemeinsame Aktionen führen könnt.

● [15] : appel à la grève générale à Elberfeld, 14 mars 1920, signé par les directions de district de USPD, SPD, KPD Bas-Rhin.

An die Gesamt-Arbeiter-, Angestellten- und Beamtenschaft von Rheinland-Westfalen!

Nachdem durch einen vorläufig gelungenen Putsch in Berlin es der Reaktion gelungen ist, eine gegenrevolutionäre Regierung aufzurichten, verpflichten sich die sozialistischen Parteien des Bezirks Niederrhein, den Kampf gegen die neugebildete Kapp-Regierung mit allen Kräften geschlossen aufzunehmen.

Der einheitliche Kampf ist zu führen mit dem Ziele :

l.  Erringung der politischen Macht, durch die Diktatur des Proletariats bis zum Siege des Sozialismus, auf der Grundlage des Rätesystems.

2.  Sofortige Sozialisierung der dazu reifen Wirtschaftszweige.

Um diesem Ziel zu erreichen, rufen die unterzeichneten sozialistischen Parteien alle Arbeiter, Beamten und Angestellten auf, am Montag, dem 15. März, geschlossen in den Generalstreik zu treten. Die Eisenbahner werden aufgefordert, jede Beförderung von Truppen und Munition strikte abzulehnen. Die Lebensmittelbeförderung ist unter Kontrolle aufrechtzuerhalten.

Auf zum Kampf gegen die Reaktion!

Es lebe der Sieg des Proletariats!

● [16] : grève générale à Elberfeld, mars 1920, direction du district Rheinland-Westfalen du KPD.

Arbeiter, Proletarier!

Die Lüttwitzer haben ihren Lakaien, den Noske, Ebert, Bauer, den längst verdienten Tritt gegeben.

Was die Scheinsozialisten vorbereitet haben, die Reaktion, das setzen die Militaristen, Junker und Kapitalisten unter eigener Firma fort.

Wie zu erwarten war, besinnen sich die Scheidemänner plötzlich wieder auf revolutionäre Forderungen. Nun wollen sie gar für die Diktatur des Proletariats eintreten. Dasselbe Spiel, wie im November 1918 und in den ersten Revolutionsmonaten. Damals versprachen sie die Sozialisierung, versprachen sie die Einführung von Betriebsräten. Die Arbeiter trauten den Zusicherungen. Sie wurden verraten, wie noch nie die Angehörigen der ausgebeuteten Klassen von ihren eigenen Vertrauensleuten verraten worden sind. Und wiederum versuchen die Noske, Ebert und deren Trabanten das Proletariat zu betrügen. Darum versprechen sie alles. Sobald die Massen ihnen trauen, ihnen folgen, werden sie mit der Bourgeoisie wieder Frieden schließen gegen das revolutionäre Proletariat.

Arbeiter, Proletarier, seid gewarnt! Jagt endlich die Verräter des Sozialismus zum Teufel!

Die KPD fordert das Proletariat auf zum Kampf gegen die bürgerliche Gesellschaft, gegen die kapitalistische Diktatur, gegen den Scheinsozialismus, für die Diktatur des Proletariats, für revolutionäre Betriebsräte, für revolutionäre Arbeiterräte, für den Kommunismus, für die Weltrevolution!

In die Räte dürfen nur unzweifelhaft revolutionäre Arbeiter aufgenommen werden (Kommunisten und linksstehende Unabhängige).

Für diese Forderungen treten die Arbeiter am Montag, dem 15. März, in den Generalstreik.

Die Bezirksleitung der KPD (Rheinland-Westfalen wie auch für den Unterbezirk Remscheid-Barmen-Elberfeld) lehnt jede Gemeinschaft mit der Ebert-Noske-Partei ab. Wir fordern das Proletariat auf, für die oben stehenden Forderungen und Parolen den Kampf gegen jede Reaktion, für die Diktatur des Proletariats aufzunehmen.

Die Kommunistische Partei (Spartakusbund)

● [17] : Comité d’action [Aktionsausschuß] provisoire comprenant l’USPD, le KPD ainsi que quelques membres du SPD, à Chemnitz, 13 mars 1920.

Ein Aktionsausschuß, gebildet aus den drei Parteien : Sozialdemokraten, Kommunisten und Unabhängigen, hat im Bereich der Stadt Chemnitz und Umgegend die politische Macht und vollziehende Gewalt übernommen. Jede andere Behörde ist diesem Aktionsausschuß unterstellt und hat dessen Anordnungen unbedingt Folge zu leisten. Die Technische Nothilfe und der Bürgerrat werden als aufgelöst erklärt. Die Einwohnerwehr ist umgebildet worden in eine Arbeiterwehr.

Diese gilt als Organ der öffentlichen Ordnung, und ihren Maßnahmen ist unbedingt Folge zu leisten. Alle Personen, die im Besitz von Schußwaffen sind, haben dieselben bis spätestens Montag, den 15. März 1920, mittags 12 Uhr in der Wache der Arbeiterwehr, Stiftsstraße 9, abzuliefern. Schwerste Strafe trifft denjenigen, der nach Ablauf dieses Termins noch im Besitze der Schußwaffen getroffen wird.

Wir warnen vor Plünderungen. Plünderer, auf frischer Tat ertappt, werden an Ort und Stelle erschossen. Am Montag vormittag versammeln sich die Arbeiter in den Betrieben, um die Wahl einer neuen Körperschaft vorzunehmen, in deren Hände die gesamte Macht gelegt wird. In den Betrieben wird nur gewählt, die Arbeit ruht bis zu anderer Anweisung des Aktionsausschusses. In lebenswichtigen Betrieben und in allen Funktionen der Lebensmittelversorgung muß weitergearbeitet werden. Wo auf Grund dieser Bestimmungen weitergearbeitet wird, muß dies jedoch dem Aktionsausschuß sofort angezeigt werden. In Zweifelsfällen ist vorher der Entscheid des Aktionsausschusses einzuholen.

Wahlvorschriften :

Jeder Betrieb mit über 50 bis 100 Arbeitern wählt einen und für je weitere 100 Arbeiter einen weiteren Vertreter. Betriebe unter 50 Arbeitern müssen zusammengelegt werden. Wahlvorstand sind die bisherigen Vertrauensleute. Die Wahl ist geheim und hat durch Stimmzettel zu erfolgen. Die Gewählten versammeln sich am Montag, dem 15. März, nachmittags 3 Uhr, im Kaufmännischen Vereinshaus. Zutritt zu dieser Versammlung haben nur diejenigen, die sich durch einen von ihrer Wahlleitung ausgestellten Ausweis hinreichend legitimieren können. Jede Unterstützung gegenrevolutionärer Bestrebungen durch Wort oder Tat wird rücksichtslos geahndet werden.

Unterzeichnet : Sozialdemokratische Partei, I.A. : Fellisch, Kommunistische Partei, I.A. : Heinr. Brandler, Unabhängige Sozialdemokratische Partei, I. A. Arno Bruchhardt .

● [18] : Réunion de Conseils ouvriers à Chemnitz, maars 1920.

Die am 18. März 1920 im "Kaufmännischen Vereinshaus" zu Chemnitz versammelten Arbeiterräte Sachsens und angrenzender bayerischer und thüringischer Ortschaften stimmten geschlossen folgenden Forderungen zu :

1. Sofortige Entwaffnung und Aufhebung der Reichswehr, der Sicherheitswehr, der Einwohnerwehr und der Zeitfreiwilligen. Die Bewaffnung des Proletariats ist in Angriff zu nehmen. Als erster Schritt dazu ist die Bildung einer Arbeiterwehr unter Kontrolle der Arbeiterräte durchzuführen.

2. Die Arbeiter in Stadt und Land, die Angestellten, werktätigen Männer und Frauen treten sofort in allen Fabriken, Werkstätten, Gruben und Kontoren zusammen und wählen revolutionäre Betriebsräte. Die Betriebsräte schließen sich zusammen zu örtlichen und Bezirksräten. Die Bezirksräte wiederum müssen zusammengefaßt werden zu einem Zentralrätekongreß.

Die in den Betrieben und Werkstätten gewählten Arbeiterräte schließen sich zusammen zu Vollversammlungen. Die Vollversammlung des Arbeiterrats muß zu allen wichtigen Fragen Stellung nehmen. Sie wählt einen Vollzugsrat und beauftragt diesen, alle Beschlüsse durchzuführen und notwendige Aktionen zu leiten. Die neugewählten Betriebsräte üben die Kontrolle über die Produktion aus. Sie haben das Recht, Einstellungen und Entlassungen von Arbeitern vorzunehmen.

4.  [sic] Alle politischen Gefangenen und Inhaftierten, die in deutschen Gefängnissen sitzen, sind sofort zu entlassen.

5. Alle Maßnahmen der Arbeiterräte seit der Erhebung der Kapp-Lüttwitze sind Abwehrmaßnahmen gegen die Erhebungen der Konterrevolution. Maßregelungen von Arbeitern und Beamten, zivilrechtliche Verfolgungen und Bestrafungen irgendwelcher Art aus diesem Anlaß haben zu unterbleiben. Wo trotzdem der Versuch unternommen wird, ist es Aufgabe des Arbeiterrates, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln derartige Versuche zu unterbinden.

6. Der Generalstreik war eine notwendige Abwehrmaßnahme gegen die Erhebung der Konterrevolution. Der dadurch entstandene Lohnausfall ist von den Unternehmern allen Arbeitern auszuzahlen. Unternehmern, die sich weigern, die Streiktage zu zahlen, wird die Zufuhr von Rohstoffen und Produktionsmitteln jeder Art gesperrt. In ihren Betrieben wird solange gestreikt, bis sie sich bereit erklären, alle Streiktage zu bezahlen.

● [19] : KPD, grève générale mars 1920.

Arbeiter! Angestellte! Die Kapp-Lüttwitz haben sich entzweit. Die nackte Diktatur der Generale ist aufgerichtet. Oberst Bauer, Ludendorffs rechte Hand, ist offen an Lüttwitz’ Seite getreten. Die Generale behaupten, sie hätten sich mit Ebert-Noske verständigt. Ebert-Noske leugnen das. Traut keinem von beiden! Traut nur euch selbst! Der Generalstreik muß mit verstärkter Kraft weitergeführt werden!

Die nächsten Ziele und Maßregeln sind :

Bewaffnung der Arbeiter! D. h. Ausgabe von Waffen an alle organisierten Arbeiter durch die Streikleitung. Zusammenfassung der bewaffneten Arbeiter zu Arbeiterwehren.

Unschädlichmachung der gegenrevolutionären Offiziere.

Keine Wiederkehr der Ebert-Noske-Regierung.

Wahl von Arbeiterräten zur einheitlichen Leitung des Kampfes. Tretet sofort betriebsweise zusammen!

Nur so sichert ihr euch gegen jede Diktatur eurer Feinde.

Unterzeichnet : Zentrale der KPD (Spartakusbund).

● [20] : Centrale du KPD, appel, 20 mars 1920.

Das gegenwärtige Ziel der Kommunistischen Partei

Der Militärputsch bedeutet den Zusammenbruch der bürgerlich-sozialistischen Koalition. Die weitere politische Entwicklung geht in der Richtung der proletarischen Diktatur, die von der Kommunistischen Partei als politische Notwendigkeit erkannt und in den Massen propagiert wurde. Das bedeutet aber nicht, daß wir die Diktatur einer Minderheit über die Mehrheit der Arbeiterschaft wollen! Die Kommunistische Partei hat immer abgelehnt die Rätediktatur als Diktatur einer Minderheit des Proletariats, sie lehnt diesen Gedanken auch jetzt und in aller Zukunft ab.

Die Rätediktatur kann getragen werden nur von dem Willen der überwiegenden Mehrheit der Arbeiterschaft. Dieser Wille kommt zum Ausdruck in den Arbeiterräten. Die Kommunistische Partei wird unter keinen Umständen den Versuch machen, gewaltsam, gegen den Willen der Mehrheit im Arbeiterrat, die Diktatur zu erzwingen. Sie erklärt von vornherein, daß sie sich dem Willen des Arbeiterrats fügen wird, wobei sie sich jedoch das jeder Partei zustehende Recht vorbehält, innerhalb der Räte und innerhalb der Arbeiterklasse für ihre Ideale mit aller Kraft zu werben.

Was sie jedoch dringend fordert, ist die Aufrichtung von Arbeiterräten als der einzigen maßgebenden Körperschaft, die im Namen der gesamten Arbeiterschaft handeln kann. Von Anfang an haben wir den Kampf gegen die Militärdiktatur und die Regierung Ebert-Noske geführt mit dem Ziel, ein politisches Organ der Gesamtarbeiterschaft in Gestalt der Arbeiterräte zu erringen. Die bewaffnete Auseinandersetzung hat schon begonnen, die Arbeiterräte müssen die militärischen Auseinandersetzungen bis zum politischen Siege der Arbeiterschaft führen.

Zentrale der KPD (Spartakusbund)

● [21] : Centrale du KPD, décision, 21 mars 1920.

Unter loyaler Opposition verstehen wir : Keine Vorbereitung zum gewaltsamen Umsturz, bei selbstverständlicher Freiheit der politischen Agitation der Partei für ihre Ziele und Losungen.

● [22] : Wilhelm Pieck, délégué de la Centrale du KPD à une conférence de tous les conseils exécutifs [Vollzugsräte] à Hagen, 26 mars 1920.

wieder und wieder zur Mäßigung

● [23] : Direction de Chemnitz du KPD sous Heinrich Brandler.

im Vogtlande eine rote Armee zu organisieren […]

im übrigen Deutschland die Abwürgung der Ruhrbergleute ohne ernste Gegenwehr […].

L’offensive de mars 1921

● [24] : Congrès de district du KPD, 6 mars 1921, au sujet de Max Hoelz.

Die Bezirkskonferenz der K.P.D. Erzgebirge-Vogtland lehnt den primitiven Kommunismus, der im Vogtland unter Führung von Hölz sich auftut, als überwundenen, den gegenwärtigen Machtverhältnissen des Kapitalismus nicht entsprechend, ab. Das Wesen des Kommunismus ist nicht, wie ein Oelsnitzer Aufruf ausspricht, dort wegzunehmen, wo was ist, um es dort hin zu tun, wo nichts ist. Kommunismus ist die zielklare Vorhut-Arbeit zur Sammlung der gesamten Arbeiterklasse, um in der gesamten Arbeiterklasse die revolutionäre Kraft zur Verwirklichung des Kommunismus, zur Umformung der Gesellschaftsordnung, zur Überführung des Privateigentums an den Produktionsmitteln in das Eigentum der ganzen Gesellschaft zu erwecken.

Die Taten des Hölz sind nicht die Folge großer revolutionärer Kraft des Vogtländischen und Erzgebirge-Proletariats, sondern im Gegenteil, ein Zeichen der revolutionären Ohnmacht. Das Erzgebirgische-Proletariat handelt nicht als Masse revolutionär, sondern sympathisiert nur mit Hölz, weil es hofft, daß Hölz mit seinen anderthalb Hundert todesmutigen Genossen für es die Revolution machen werde. Das ist eine gefährliche Illusion, die, wenn wir ihr nicht entgegentreten, die Entwicklung zu kommunistischer Klarheit hemmen muß. Die noch so opfermutigen Handlungen des Hölz können diese Kraftlosigkeit der Masse des Proletariats im Vogtland und im Erzgebirge nicht ersetzen. Im Gegenteil. Weil die Handlungen von Hölz nicht der wirklichen Kraft der Masse der Arbeiterschaft entsprechen (nur ihrem Wunsche), und weil die revolutionäre Gesamtlage Deutschlands nicht im siegreichen Aufstieg, sondern bereits wieder abgeebbt, ist durch den verräterischen Abbruch des Kampfes, ehe er die alten Machtverhältnisse zu ändern vermochte, weil dem so ist, kann alles, was Hölz tut, der Festigung der revolutionären Macht der Arbeiterklasse nicht dienen. Es hat keinen Sinn, im Vogtland eine rote Armee zu organisieren, dieweil im übrigen Deutschland sich die Abwürgung der Ruhrbergleute ohne ernste Gegenwehr vollzieht.

Es ist erste Pflicht jedes politischen Handelns, die Aktionen des Proletariats miteinander in Einklang zu bringen; wir im Erzgebirge können im gegebenen Augenblick nicht isoliert vorwärts stürmen, sondern wir müssen Tritt fassen, bis die Arbeiterschaft im übrigen Reich uns eingeholt hat.

Obgleich wir die Hetze gegen Hölz der sächsischen Regierung und der gesamten Reaktion aufs schärfste bekämpfen werden, erklären wir hiermit öffentlich, daß wir die Aktionen von Hölz, die die Aktionen der Masse der Arbeiterschaft ersetzen sollen, ablehnen. Hölz stellt sich mit seinen Leuten durch seine wirren Aktionen außerhalb der Partei, da die Partei nur leben kann, wenn die Parolen der Gesamtpartei ausgeführt werden.

Clivages politiques au KPD

● [25] : session plénière du Comité exécutif de l’Internationale communiste, 29 avril 1921.

taktische Meinungsverschiedenheiten in der Frage der Märzaktion

● [26] : 3e congrès de l’Internationale communiste (21 juin – 12 juillet 1921), délégation du KAPD.

Die Delegation lehnt einstimmig das Ultimatum der Verschmelzung mit der V.K.P.D. ab. Den Austritt der K.A.P.D. aus der III. Internationale erklären wir trotz unserer Vollmachten nicht. Unsere Mitglieder selbst werden sprechen. Sie werden ihre Antwort geben auf die Zumutung, den Weg des Reformismus, des Opportunismus, mitzugehen. Das internationale Proletariat wird diese Antwort hören.

● [27] : 3e congrès de l’Internationale communiste (21 juin – 12 juillet 1921), Thèses sur la tactique, 12 juillet.

7. Die Lehren der Märzaktion.

Die Märzaktion war ein der V.K.P.D. durch den Angriff der Regierung auf das mitteldeutsche Proletariat aufgezwungener Kampf.

In diesem ersten großen Kampfe, den sie nach ihrer Gründung zu bestehen hatte. machte die V.K.P.D. eine Reihe von Fehlern, von denen der wichtigste darin bestand. daß sie den defensiven Charakter des Kampfes nicht klar hervorhob, sondern durch den Ruf von der Offensive den gewissenlosen Feinden des Proletariats, der Bourgeoisie,. der S.P.D. und der U.S.P.D .Anlaß gab. die V.K.P.D. als Anzettlerin von Putschen dem Proletariat zu denunzieren. Dieser Fehler wurde von einer Anzahl von Parteigenossen gesteigert, indem sie die Offensive als die hauptsächlichste Methode des Kampfes der V.K.P.D in der jetzigen Situation darstellten. Gegen diesen Fehler sind offizielle Organe der Partei, wie ihr Vorsitzender, Genosse Brandler, aufgetreten. Der III. Kongreß der Kommunistischen Internationale hält die Märzaktion der V.K.P.D. als einen Schritt vorwärts. Die Märzaktion war ein heldenhafter Kampf von Hunderttausenden Proletariern gegen die Bourgeoisie. Und indem die V.K.P.D. sich mutig an die Spitze stellte zur Verteidigung der mitteldeutschen Arbeiter, hat sie bewiesen, daß sie die Partei des revolutionären Proletariats Deutschlands ist. Der Kongreß ist der Meinung, daß die V.K.P.D. desto erfolgsicherer ihre Massenaktionen durchzuführen in der Lage sein wird, wenn sie in der Zukunft ihre Kampflosungen den wirklichen Situationen besser anpaßt, diese Situationen auf das sorgfältigste studiert und die Aktionen in der einheitlichsten Weise durchführt.

Die V.K.P.D. muß im Interesse der sorgfältigen Abwägung der Kampfesmöglichkeiten aufmerksam die Tatsachen und Erwägungen berücksichtigen, die auf Schwierigkeiten der Aktionen hinweisen und sie auf ihre Berechtigung sorgfältig prüfen. Aber sobald eine Aktion von den Parteibehörden beschlossen wird, haben sich alle Genossen den Beschlüssen der Partei zu fügen und diese Aktionen durchzuführen. Die Kritik an Aktionen darf nur nach ihrem Abschluß beginnen, sie darf nur in Parteiorganisationen und Parteiorganen geübt werden und muß Rücksicht nehmen auf die Lage, in der sich die Partei dem Klassengegner gegenüber befindet. Da Levi diese selbstverständlichen Forderungen der Parteidisziplin und die Bedingungen der Parteikritik mißachtet hat, heißt der Kongreß seinen Ausschluß aus der Partei gut und hält jede politische Mitarbeit der Mitglieder der Kommunistischen Internationale mit ihm für unzulässig.

● [28] : 3e congrès de l’Internationale communiste (21 juin – 12 juillet 1921), V. I. Lénine.

Wir streiten nicht darüber mit Gen. Radek, der mit uns gemeinsam diese Thesen ausgearbeitet hat. Vielleicht war es nicht ganz richtig, in Deutschland eine Diskussion über die Theorie der revolutionären Offensive anzufangen, nachdem man keine wirkliche Offensive vorbereitet hatte. Die Märzaktion ist trotzdem ein großer Schritt vorwärts, ungeachtet der fehlerhaften Führung. Aber das ist nicht ausschlaggebend. Hunderttausende Arbeiter haben heldenhaft gekämpft. So heldenmütig die KAPD auch gegen die Bourgeoisie gekämpft haben mag, müssen wir doch sagen, was Gen. Radek in einem russischen Artikel über Holz gesagt hat. Wenn irgend jemand, sei er auch Anarchist, heldenmütig gegen die Bourgeoisie kämpft, so ist das natürlich eine große Sache, wenn aber Hunderttausende gegen die niederträchtige Provokation der Sozialverräter und gegen die Bourgeoisie kämpfen, dann ist das ein wirklicher Schritt vorwärts.

Es ist sehr wichtig, sich kritisch zu den eigenen Fehlern zu verhalten. Damit haben wir begonnen. Wenn jemand nach einem Kampf von Hunderttausenden gegen diesen Kampf auftritt und sich so benimmt wie Levi, dann muß man ihn ausschließen. Das ist auch geschehen. Aber wir müssen daraus eine Lehre ziehen : Haben wir denn die Offensive vorbereitet? (Radek : "Wir haben nicht einmal die Defensive vorbereitet.") Jawohl, von Offensive war nur in Zeitungsartikeln die Rede. Diese Theorie, angewandt auf die Märzaktion in Deutschland 1921, war falsch ‑ das müssen wir zugeben ‑, aber im allgemeinen ist die Theorie der revolutionären Offensive keineswegs falsch.

● [29] : Lénine au sujet de Paul Levi, aout 1921.

Hier muß ich den deutschen Genossen erklären, warum ich Paul Levi auf dem III. Kongreß so lange verteidigt habe. Erstens, weil ich Levi durch Radek in der Schweiz im Jahre 1915 oder 1916 kennengelernt habe. Levi war schon damals Bolschewik. Und ich kann mich eines gewissen Mißtrauens gegenüber jenen nicht erwehren, die erst nach dem Sieg des Bolschewismus in Rußland und einer Reihe von Siegen in der internationalen Arena zu ihm gekommen sind. Aber selbstverständlich ist dieser Grund verhältnismäßig unwichtig, denn ich kenne immerhin Paul Levi persönlich sehr wenig. Unvergleichlich wichtiger war der zweite Grund, nämlich der, daß Levi mit seiner Kritik an der Märzaktion 1921 in Deutschland in vielem dem Wesen der Sache nach recht hat (natürlich nicht darin, daß die Märzaktion ein "Putsch" gewesen sei : diese Behauptung Paul Levis ist Unsinn).

Allerdings hat Levi alles mögliche und vieles unmögliche getan, um seine Kritik, zu schwächen und zu verderben, um sich und anderen das Verständnis für das Wesen der Sache durch eine Unmenge von Kleinigkeiten zu erschweren, in denen er offensichtlich unrecht hat. Levi hat seine Kritik in eine unzulässige und schädliche Form gekleidet. Levi, der den anderen eine vorsichtige und durchdachte Strategie predigt, hat selbst mehr Dummheiten gemacht als irgendein grüner Junge, als er sich so voreilig, so unvorbereitet, so unsinnig, so wild in den Kampf stürzte, daß er den "Kampf" mit Sicherheit verlieren mußte.(und sich auf lange Jahre die Arbeit verdarb oder erschwerte), obwohl dieser "Kampf" gewonnen werden konnte und mußte. Levi hat wie ein "intelligenzlerischer Anarchist" (wenn ich nicht irre, nennt man das auf deutsch Edelanarchist) gehandelt, anstatt wie ein organisiertes Mitglied der proletarischen Kommunistischen Internationale vorzugehen. Levi hat die Disziplin gebrochen. Durch diese Reihe von unglaublich dummen Fehlern hat Levi die Konzentration der Aufmerksamkeit auf das Wesen der Sache erschwert. Das Wesen der Sache aber, d. h. die Einschätzung und Korrektur der zahlreichen von der Vereinigten Kommunistischen Partei Deutschlands während der Märzaktion 1921 begangenen Fehler, war und ist von gewaltiger Bedeutung. Um diese Fehler (die von manchen als Perle der marxistischen Taktik gepriesen wurden) zu klären und zu korrigieren, mußte man während des III. Kongresses der Kommunistischen Internationale auf dem rechten Flügel stehen. Sonst wäre die Linie der Kommunistischen Internationale falsch gewesen. Ich verteidigte Levi und mußte ihn verteidigen, weil ich solche Gegner Levis vor mir hatte, die ganz einfach über "Menschewismus" und "Zentrismus" schrien, aber die Fehler der Märzaktion und die Notwendigkeit, sie zu klären und zu korrigieren, nicht einsehen wollten. Diese Leute verwandelten den revolutionären Marxismus in eine Karikatur, den Kampf gegen den "Zentrismus" in einen lächerlichen Sport. Diese Leute drohten der ganzen Sache den größten Schaden zuzufügen, denn "niemand in der Welt ist imstande, die revolutionären Marxisten zu kompromittieren ‑ es sei denn, sie kompromittieren sich selbst".

● [30] : Lénine au sujet de Paul Levi, février 1922.

Ich muß mich eines Fehlers schuldig bekennen, den ich, gleichfalls aus übergroßer Vorsicht, auf dem III. Kongreß der Komintern begangen habe. Auf diesem Kongreß stand ich auf dem äußersten rechten Flügel. Ich bin überzeugt, daß dies die einzig richtige Stellung war, denn eine recht zahlreiche (und "einflußreiche") Gruppe von Delegierten, mit vielen deutschen, ungarischen und. italienischen Genossen an der Spitze, nahm eine unmäßig "linke" und unrichtig linke Haltung ein, wobei sie allzuoft die nüchterne Beurteilung der für eine sofortige und unmittelbare revolutionäre Aktion nicht sehr günstigen Lage durch verstärktes Schwenken mit roten Fähnchen ersetzte. Aus Vorsicht, in der Sorge darum, daß diese zweifellos unrichtige Abweichung zum linken Radikalismus nicht der ganzen Taktik der Kommunistischen Internationale eine falsche Richtung gebe, nahm ich Levi in jeder Weise in Schutz und sprach dabei die Vermutung aus, daß er vielleicht aus übergroßem Schrecken über die Fehler der Linken den Kopf verloren habe (ich leugnete nicht, daß er den Kopf verloren hatte) und daß es Fälle gegeben habe, in denen Kommunisten, die den Kopf verloren hatten, ihn dann wieder "fanden". Indem ich ‑ unter dem Druck der "Linken" ‑ sogar die Annahme zuließ, daß Levi ein Menschewik ist, verwies ich darauf, daß sogar eine solche Annahme die Sache noch nicht entscheide. Zum Beispiel beweist die ganze Geschichte des fünfzehnjährigen Kampfes zwischen den Menschewiki und den Bolschewiki in Rußland (1903‑1917), wie es auch die drei russischen Revolutionen beweisen, daß die Menschewiki im allgemeinen zweifellos im Unrecht und daß sie in der Tat Agenten der Bourgeoisie in der Arbeiterbewegung waren. Das ist eine unbestreitbare Tatsache. Aber diese unbestreitbare Tatsache schafft nicht die andere Tatsache aus der Welt, daß die Menschewiki in einzelnen Fällen gegen die Bolschewiki im Recht waren, zum Beispiel in der Frage des Boykotts der Stolypinschen Duma im Jahre 1907.

Seit dem III. Kongreß der Komintern sind schon 8 Monate vergangen. Offenbar ist unser damaliger Streit mit den "Linken" bereits veraltet, bereits durch das Leben entschieden. Es stellte sich heraus, daß ich in bezug auf Levi unrecht hatte, denn er hat mit Erfolg bewiesen, daß er auf den menschewistischen Pfad nicht zufällig, nicht vorübergehend, nicht nur deshalb, weil er im Kampf gegen den sehr gefährlichen Fehler der "Linken" den "Bogen überspannte", sondern auf lange Zeit, auf die Dauer, aus seiner ganzen Natur heraus geraten ist.

Notes


[1]. Dokumente .

[2]. Dokumente .

[3]. L. Berthold, H. Neef : Militarismus und Opportunismus gegen die Novemberrevolution (Bibliographie ).

[4]. Dokumente .

[5]M. Hájek, H. Mejdrová : Die Entstehung der III. Internationale, S. 28 (Bibliographie ).

[6]G. Hortzschansky, H. Küster, H. Naumann (Hg.) : Protokoll des Gründungsparteitages der Kommunistischen Partei Deutschlands (30. Dez. 1918-1. Jan. 1919), S. 92 (Bibliographie ).

G. A. Ritter, S. Miller (Hg.) : Die Deutsche Revolution…, S. 328-330 (Bibliographie ).

[7]G. Hortzschansky, H. Küster, H. Naumann (Hg.) : Protokoll des Gründungsparteitages der Kommunistischen Partei Deutschlands… (Bibliographie ).

http://www.marxists.org/deutsch/geschichte/deutsch/kpd/1918/tag1pm.htm

[8]Dokumente und Materialien zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung – Reihe 2 – Band 7 – Halbband 1, S. 134 (Bibliographie ).

[9]Dokumente und Materialien zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung – Reihe 2 – Band 7 – Halbband 1, S. 136 (Bibliographie ).

[10]Kommunistische Internationale (Hg.) : Leitsätze und Statuten der Kommunistischen Internationale. Beschlossen vom II. Kongress der Kommunistischen Internationale, Moskau, vom 17. Juli bis 7 August 1920 (Bibliographie ).

[11]. G. A. Ritter, S. Miller (Hg.) : Die Deutsche Revolution…, S. 179 (Bibliographie ).

[12]. W. Groener : Lebenserinnerungen – Jugend, Generalstab, Weltkrieg, S. 477 (Bibliographie ).

[13]Dokumente .

[14]Dokumente .

[15]. http://www.deutsche-revolution.de/kapp-putsch-18.html

E. Lucas : Märzrevolution 1920 – Band 1 – Vom Generalstreik gegen den Militärputsch zum bewaffneten Arbeiteraufstand März‑April 1920, S. 127 (Bibliographie ).

[16]. http://www.scharf-links.de/49.0.html?&tx_ttnews[tt_news]=12165&cHash=bd15fb88bd

E. Lucas : Märzrevolution 1920 – Band 1, S. 129 (Bibliographie ).

[17]. http://www.deutsche-revolution.de/kapp-putsch-147.html

[18]. E. Könnemann, G. Schulze (Hg.) : Der Kapp-Lüttwitz-Ludendorff-Putsch : Dokumente, S. 641-642 (Bibliographie ).

[19]. http://www.deutsche-revolution.de/kapp-putsch-188.html

[20]. http://www.deutsche-revolution.de/kapp-putsch-190.html

[21]. http://www.trend.infopartisan.net/trd0200/t200200.html

[22]. http://www.trend.infopartisan.net/trd0200/t200200.html

http://www.bundesarchiv.de/aktenreichskanzlei/1919-1933/0000/bau/bau1p/kap1_2/para2_220.html

[23]. http://www.trend.infopartisan.net/trd0200/t200200.html

H. M. Bock : Syndikalismus und Linkskommunismus von 1918 bis 1923 (1969. (Bibliographie ).

[24]. http://www.karin-kramer-verlag.de/lp/237-7-lp.html

E. Könnemann, G. Schulze (Hg.) : Der Kapp-Lüttwitz-Ludendorff-Putsch : Dokumente, S. 670 (Bibliographie ).

[25]. Exekutivkomitee der Kommunistischen Internationale (Hg.) : Die Kommunistische Internationale – Band 17 (Bibliographie ).

[26]Exekutivkomitee der Kommunistischen Internationale (Hg.) : Bericht über die Tätigkeit … 6. März bis 11. Juni 1922 (Bibliographie ).

A. Reisberg : Der Kampf der KPD um die Aktionseinheit in Deutschland 1921‑1922 – Band 1, S. 197 (Bibliographie ).

Archiv für die Geschichte des Sozialismus und der Arbeiterbewegung – Band 13 (Bibliographie ).

[27]. Kommunistischen Internationale – Dritter Weltkongress (22. Juni – 12. Juli 1921) – Thesen und Resolutionen, pp. 31‑63 (Bibliographie ), hier S. 52.

http://www.marxismus-online.eu/debatte/programm/einheitsfront/taktik3KI.html

Librairie du Travail (Éd.) : Internationale CommunisteQuatre premiers congrès (1919‑1923)Manifestes, thèses et résolutions (Bibliographie )

http://classiques.uqac.ca/classiques/Internationale_communiste/Quatre_premiers_congres_IC/Quatre_premiers_congres_IC.doc

[28]"Rede zur Verteidigung der Taktik der Kommunistischen Internationale", 1. Juli 1921, in :

W. I. Lenin : Werke – Band 32 – Dezember 1920‑August 1921, S. 491‑500 (Bibliographie ), hier S. 496.

"Discours en faveur de la tactique de l’Internationale communiste", 1er juillet 1921, in :

V. I. Lénine : Oeuvres – Tome 32 – Décembre 1920‑août 1921, p. 498‑508 (Bibliographie ), hier S. 503.

[29]"Brief an die deutschen Genossen", 14. August 1921, in :

W. I. Lenin : Werke – Band 32, S. 537‑548 (Bibliographie ), ici p. 541.

"Lettre aux communistes allemands", 14 août 1921, in :

V. I. Lénine : Oeuvres – Tome 32 – Décembre 1920‑août 1921, p. 545‑556 (Bibliographie ), hier S. 549-550.

[30]W. I. Lenin : Werke – Band 33 – August 1921 – März 1923, S. 192-193 (Bibliographie ).